Interview: # Rita Vitorelli _ Flora Neuwirth

# Ende April wird in einem ehemaligen Blumengeschäft in Margareten dein clubblumen eröffnen - ein Projekt zwischen Kunst und Alltag, zugleich eine künstlerische Arbeit und ein Lokal. Wie kamst du auf die Idee, clubblumen zu machen?

_ Die Idee zu clubblumen entstand über den Ort und den Raum. Während eines Spaziergangs vor einigen Jahren wurde ich auf das leerstehende Blumengeschäft aufmerksam. Es hat mich fasziniert, wie das Haus und die davorliegende Wiesenfläche des ‘Bräuhausspitz’ fast wie ein Schiff zum Gürtel hin steht - irgendwie etwas besonderes, fast exzentrisch in dieser kulturell nicht sehr erschlossenen Gegend im 5. Bezirk. Das ‘utopische Unternehmen’ war geboren - und das Bild von clubblumen als Ort, der den sozialen Raum, den Kunst- und den Lebensraum, die Diskussion und die Kommunikation, die Performance und die Skulptur ineinander greifen lässt, in meinem Kopf. Es ist ein Projekt, das die verschiedenen sozialen und kommunikativen Bedürfnisse unserer Zeit aufnimmt und sich als Treffpunkt etablieren soll, als künstlerische Arbeitsweise ein konzeptuelles Denken mit einem kommunalen Leben verbindet.

# Du realisierst häufig Projekte im öffentlichen Raum. Was ist dein konkretes Interesse daran?

_ Friedrich Kieslers Satz ‘Architektur und kontinuierliche Spannung’ umformuliert zu ‘Kunst und kontinuierliche Spannung’ würde es im Moment ganz gut beschreiben....

# Du hast viele von deinen Künstlerfreunden eingeladen, in clubblumen Abende zu gestalten. Was wird alles stattfinden?

_ Da bin ich selbst gespannt.... (lacht) Der Raum wurde restauriert, aber neutral belassen und nicht übergestylt. Einziges Fixum ist das von mir entworfene ‘Küchensubjekt’, und selbst dieses ist veränderbar... Neben einer einfachen Speise, die wechselnd von KünstlerInnen während der Öffnungszeiten gekocht wird, wird es unterschiedliche Veranstaltungen wie Videoscreenings, Filmscreenings, Performances, Diskussionen und auch eine eigene ‘iTuned by ...’-Schiene sowie eine T-Shirt Edition geben. Und du, schon eine Idee?

# Ich arbeite dran! Was mir an clubblumen besonders gefällt ist, dass es die Trennung zwischen Kunst und Nichtkunst aufhebt. Es erinnert einen daran, dass es auch noch andere Energien als die des Marktes gibt. Künstlersein bedeutet zum Glück ja nicht nur, verwertbare Ware für den Betrieb produzieren zu müssen. Du hast ja auch gemeint, du bist hier mehr ‘Wirt’ als ‘Neuwirth’ ... (lachen) Ist clubblumen ein geschlossener Club oder offen für alle?

_ clubblumen ist kein Klub im Sinne eines Vereins und ist auch nicht als Kunstklub gedacht, sondern bezieht sich eher auf Modelle wie Warhols Factory, [Martin] Kippenbergers Büro oder das Projekt ‘Food’ von Gordon-Matta Clark: ein Restaurant und Treffpunkt für die New Yorker Kunstszene Anfang der 70er Jahre und vielleicht bestes Beispiel für ‘sozialen Aktivismus’ innerhalb des Kunstbetriebs...

# Warum denkst du, ist es wichtig, aus den klassischen Ausstellungsorten auch hin und wieder mal rauszugehen und an Orten, die normalerweise frei von Kunst sind, Kunst zu machen?

_ Ich denke, dass Freiräume wichtig sind. Speziell im verkrusteten Wien!

# Der 5. Bezirk ist relativ kunstfrei, vor allem im Vergleich zum nahen 4. Bezirk, wo es eine sehr hohe Dichte an Galerien und freien Kunstprojekten gibt. Hast du das Gefühl, dass sich hier etwas Neues entwickeln wird?

_ Städte wie New York, London oder Berlin sind immer in Bewegung und verändern sich schnell. Was gerade ‘in’ ist, kann am nächsten Tag wieder ‘out’ sein. Und das macht neugierig! Aber in Wien entwickelt sich alles sehr, sehr langsam, und man liebt das etablierte... Hier in der unmittelbaren Umgebung von clubblumen leben mittlerweile einige (wenige) KünstlerInnen und ArchitektInnen, und es gab die Galerie Michael Hall und das Volkstheater am Hundsturm. Mal schauen was passieren wird, auf alle Fälle bemerke ich Veränderungen. Der Bezirk wird trendiger! Die Tage, in denen ich im Pyjama Semmeln kaufen gehen kann sind gezählt... (lacht)